So richtig entscheiden konnte man sich nicht, wen man schneller ins Herz schließt, die vierbeinigen Schützlinge oder ihre beiden zweibeinigen Helfer: Anett und Bernd Kaiser kümmern sich seit Jahren um kranke, verletzte, zu früh aufgewachte große oder umherirrende Mini-Igel.
Sie betreiben eine Igelstation in Egesheim und haben schon vielen Stacheltieren das Leben gerettet.
Die beiden kamen auf Einladung von Rektorin Astrid Lessing , natürlich mit einigen ihrer aktuellen Schützlinge, zu Besuch in Klasse 3.
Die Kinder hatten viele Fragen, welche fachmännisch beantwortet wurden. Wer sich traute durfte einen Igel sogar auf die Hand nehmen!
Auch über artgerechtes Futter für wilde Igel wurde gesprochen: Geeignetes Futter sind Mehlwürmer, Eier, Katzenfutter ohne Getreide (denn das könnte die Tiere töten, weil sie Getreide nicht verstoffwechseln können) oder sogar auch mal ein gekochter Hähnchenschenkel. Bitte Igeln niemals Milch geben, denn diese vertragen Igel nicht!
Los mit der Igelfürsorge geht es bei Kaisers jedes Jahr im September. Denn gerade in unseren Breiten, zumal auf dem Heuberg, wird es oft früher kalt, als es für die im jeweiligen Jahr neu geborenen Igel gut wäre.
Aber wenn die Temperatur unter fünf Grad geht, suchen sich die Mütter einen Schlafplatz. Egal, ob ihr Nachwuchs sich schon genug angefuttert hat, um selbst schlafen zu gehen, oder nicht. Und dann irren die Kleinen tagsüber durch die Gegend und sterben, wenn sie nicht eine gute Seele aufliest.
Tagsüber herumirren ist das Stichwort. Das tun gesunde Igel nie, sagt Frau Kaiser. Das bedeutet, wenn ein Igel tagsüber herumrennt, stimmt etwas nicht. Die erfahrene Igel-Päpplerin sieht auf den ersten Blick, ob das Tier dehydriert ist an einer Falte im Genick („Hungerknick“), oder auch wenn das Tier durch Bisse oder ein Auto oder einen Mähroboter verletzt ist.
Letztere machen oft grausame Wunden, weshalb ein solcher Roboter niemals nachts laufen sollte, wenn die Spitzschnäuzchen unterwegs sind. Diese ziehen nämlich nachts los und fressen, was ihnen dabei so unter die Schnauze kommt: Schnecken, Spinnen, Maden, Ameisen, Grashüpfer.
Sie sorgen also für einen gesunden Garten, dezimieren viele Schädlinge – aber es gibt immer weniger Igel.
Der Grund: Straßen, Schneckenkorn, Rattengift und – viel zu aufgeräumte Gärten. Kaisers erzählen, wie leicht es ist, Winter-Unterschlupf für Igel zu bieten: ein Haufen Reisig, ein Holzstoß und ein bisschen Laub oder Stroh oder auch ein großer, oben verschlossener, an der Seite geöffneter umgedrehter Blumentopf, fertig.
Die noch schwachen Igel kommen bei ihnen in den Keller zum Überwintern, denn sie kommen doch immer mal wieder raus und fressen: die Stabileren in den Schuppen und die Gesunden in die Winterhäuschen auf dem Rasen.
Im Frühling werden sie wieder laufen gelassen, wo man sie gefunden hat, denn Igel haben einen guten Orientierungssinn und kommen dann alleine klar.
Und jeder Igel hat sogar seinen eigenen Charakter, sagen Kaisers. Manche fauchen, rollen sich zusammen und manche springen sogar in die Luft.
Eine ganz schön wirkungsvolle Methode, wenn eine neugierige Fuchsschnauze zu nahe kommt und dann die Stacheln zu spüren bekommt!
Nach diesen wertvollen Informationen fiel der Abschied von den Tierchen sehr schwer, aber das Ehepaar Kaiser versprach im nächsten Herbst wieder in der Grundschule vorbeizuschauen!
Spontan wurde dann auch die Klasse 4 kurz überrascht, was die Kinder sehr freute!
Frau Lessing gab den Kaisers als Dankeschön noch einen großen Pack Igelspezialfutter für die Schützlinge und eine kleine Spende für ihre Auffangstation mit auf den Heimweg.
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